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Über Reproduktion & Nachhaltigkeit
Als relativ selbstkonfrontativer Mensch habe ich mich schon recht viel mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und damit selbstverständlich auch mit der Frage, inwiefern ein Mensch ökologisch sein kann. Bei dem Thema kam ich häufig zum dem (tendenziell doch eher tragischen) Schluss das der ökologischste Mensch, derjenige ist, der nie existiert hat. Da sich dieser Ansatz nur eher unwahrscheinlich als Problemlösung durchsetzen lässt und ich persönlich auch lieber weiter existieren würde, ergab sich somit die logische Konsequenz alternative Möglichkeiten erdenken zu müssen. Nur wie kann man als Mensch der in einer bestimmten Form von Sozialstruktur existiert ein ausreichendes Maß an nachhaltigem Lifestyle umsetzen, ohne sich damit komplett ins gesellschaftliche Aus zu manövrieren? Denn eines ist mir bei dem Thema schon lange bewusst: Man muss es den Menschen einfach machen sich zu verändern. Dass heißt wenn man einen alternativen Lebensstil vorlebt, der sich nur kompliziert umsetzten lässt und viel Arbeit und Zeit in Anspruch nimmt, wird man schnell in eine Abseits- und Ausnahmeposition gedrängt. Nun fragt sich der aufmerksame Leser bestimmt, inwiefern dieser Gedankengang etwas mit Reproduktion zu tun hat. Beim mehrfachen Lesen des Dominotextes zum Thema ’09 – SICH VERMEHREN‘ kam mir ein Gedanke den ich so zuvor nicht auf dem Schirm hatte. Mir fiel auf, dass ich selbst in meinen Versuchen ein möglichst nachhaltiges Leben zu führen häufig an meiner eigenen Erziehung und meinen Gewohnheiten scheiterte bzw. sie mir die Umsetzung erheblich erschwerte. Damit meine ich zum Beispiel, dass ich zwar jahrelang schon der Meinung war, dass Massentierhaltung falsch ist und ich deshalb die sinnvolle Folgerung durchsetzen wollte, kein Fleisch mehr zu konsumieren. Doch erschwerte mir die familiäre, nennen wir es mal, Tradition Fleich zu essen diesen Schritt enorm. Einer ehemalige Klassenkameradin, die dagegen in einer vegetarisch lebenden Familie aufgewachsen ist, fällt es überhaupt nicht schwer tierische Produkte wegzulassen. Die Reproduktion wirkt sich also insofern auf die Nachhaltigkeit des Menschen aus, das sich Gewohnheiten und sogenannte Traditionen über Generationen verändern und optimieren lassen. Der DOMINO Text hat mich außerdem auf die Tatsache aufmerksam gemacht, das Menschen die Kinder haben, meist zukunftsorientierter leben. Aus dem Wunsch heraus ihren Kindern und Enkelkindern eine glückliche Zukunft zu ermöglichen, entsteht also möglicherweise ein nachhaltiger Denkansatz. Auch der Autor Jonathan Safran Foer beschreibt in seinem Buch ‚Tiere essen‘ seinen Wandel vom Fleichessenden zum vegan lebenden Menschen. Er erklärt dort, dass er das erste Mal auf das Thema aufmerksam wurde, als er überlegte was er seinem neugeborenen Sohn zu essen geben könnte. Dieses Phänomen lässt sich natürlich auch in anderen Bereichen als nur beim Thema Fleischkonsum beobachten und nutzen.
Über Reproduktion & Geburtenraten
Natürlich kann man das Thema Reproduktion nicht nur rein ökologisch betrachten. Die Geburtenrate eines Landes hat auch andere Auswirkungen. Wenn in einem Land, wie momentan in Dänemark zum Beispiel, die Geburtenrate so sehr sinkt, dass die junge Generation die Alte nichtmehr ausreichend unterstützen kann, steht der besagte Staat vor einem großen Problem. Zwar gab es in der Geschichte immer wieder Ansätze und Versuche die Reproduktion zu regulieren, einen perfekten Lösungsweg gibt es dafür aber nicht. Als sich China 1979/1980 zum Beispiel mit einem explosionsartigen Bevölkerungswachstum konfrontiert fühlte, regulierte der Staat kurzerhand mit der sogenannten Ein-Kind-Politik. Der Name ist eigentlich selbsterklärend: Die chinesischen Staatsbürger sind dazu aufgefordert nur ein Kind zu bekommen. Bei Regelverstoß variieren die Strafen von einer einfachen Geldstrafe zu Zwangssterilisationen und Schwangerschaftsabbrüchen. Die Folgen dieser Regulierung sind aber viel weitläufiger als zuerst geahnt. Zwar wurden die Geburten in den Jahren 1994 bis 2004 um ca 300 Million verringert, aber es entwickelten sich andere ungeahnte Probleme. Zuallererst entstand das Problem der Einzelkinder Generation, welche von Eltern und Großeltern häufig so verwöhnt werden, dass sie selbst wenig soziale Kompetenz entwickeln können. Einen weiteren Problemaspekt bildet die häufige Abtreibung von Mädchen, die traditionell nicht für die Altersfürsoge der eigenen Eltern zuständig sind, sondern für die der Eltern ihres Ehegatten. Sie bedeuten somit also ein finanzielles Problem für ihre Eltern. In besonders schlimmen Fällen hat dies auch zu Kindsmord geführt. Dadurch werden selbstverständlich auch verhältnismäßig zu wenig Mädchen geboren. China versucht dem nun mit einer neuen Regulierung entgegen zu treten: Die ärztliche Voruntersuchung auf das Geschlecht via Ultraschall wurde verboten. Das chinesische Regime wird sich diesbezüglich wahrscheinlich noch einiges ausdenken müssen, wobei einige Aspekte der Ein-Kind-Politik schon gelockert wurden. Das Touristikunternehmen Spies Rejser aus Dänemark dagegen hat für dieses Problem bisher einen eher witzigen Lösungsansatz: In der Kampagne ‚Do it for Denmark‘ werden dänische Bürger aufgefordert sich zu vermehren und mit einem Wettbewerbsgewinn angelockt. Link: https://www.youtube.com/watch?v=vrO3TfJc9Qw
Quellen
Jonathan Safran Foer – Tiere essen