Domino/Glauben – Naturwissenschaften

Seit Anbeginn der Menschheit blickt der Mensch mit Demut in den Sternenhimmel. Der Kosmos ist Gegenstand der Naturphilosophie von der Antike bis heute. Die Frage nach der Unendlichkeit des Universums wird wohl immer ein Welträtsel bleiben und damit einhergehend die Frage, ob es einen Schöpfer gibt, der diese Welt erschaffen hat. Dort wo der menschliche Geist an seine Grenzen gelangt, bieten die Weltreligionen Antworten auf die großen Fragen, die wissenschaftlich nur schwer zu beantworten sind. Der Wissenszuwachs der Menschen geht oftmals mit einer wachsenden Skepsis gegenüber „religiösen Inhalten“ einher. Die Inhalte der Evolutionstheorie und Schöpfungsgeschichte erscheinem manchem schwer vereinbar. Eine modernere Interpretation religiöser Schriften ist für den Fortbestand einer religiösen Glaubensrichtung oft förderlich.

Die Aufklärung beruft sich auf die Erkenntnistheorie, die besagt, dass Wissen nur dann entstehen kann, wenn es replizierbar und somit verifizierbar ist. Sie bildet die Grundlage für die heutigen Naturwissenschaften. Doch schon im Jahre 1872 merkte Emil Du Bois-Reymond in seinem Vortrag „Über die Grenzen des Naturerkennens“ auf der Naturforscherkonferenz in Leipzig an, dass es Fragen gibt, die wohl für immer ungelöst bleiben werden. In seiner Rede kam seine grundlegende Skepsis gegenüber den Erklärungsansprüchen der Naturwissenschaften zum Ausdruck. Er formulierte die „Sieben Welträtsel“ und beendete seine Rede mit dem Ausspruch „Ignoramus et ignorabimus“ (Wir wissen es nicht und werden es niemals wissen).

Doch der Forschungsdrang der Menschen bleibt ungebrochen. Unter zuhilfenahme von Elektronenmikroskopen und Hubble-Teleskopen dringen wir immer weiter in den Mikro- beziehungsweise Makrokosmos vor um anschließend ernüchtert festzustellen, dass kein Ende in Sicht ist. Auch wenn der Glaube eine scheinbare Gegenposition zu den Naturwissenschaften einnimmt, haben paradoxerweise die einflussreichen Wissenschaftler im Laufe ihrer Forscherlaufbahn eine tief religiöse Haltung angenommen. Zu nennen sind hier zum Beispiel Albert Einstein, der in seinem Glaubensbekenntnis erklärte: „Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht ein Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen ist, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös.(…).“

Ich persönlich fühle mich nicht besonders der Kirche verbunden, obwohl ich getauft und konfirmiert bin. Ich finde, dass ein religiöser Glaube nicht unbedingt an Institutionen oder Organisationen gebunden sein muss. Mir erscheinen die Zeremonien und Bräuche veraltet, altmodisch und somit wenig attraktiv. Dennoch faszinieren mich die Inhalte vieler Religionen. Insbesondere das Leben nach dem Tod. Während meines Zivildienstes habe ich mehrere onkologisch erkrankte Menschen in einer Reha-Klinik begleitet. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Tod war allgegenwärtig und beschäftigt mich auch noch in diesen Tagen. Die Liebe und der Tod sind die dramaturgischen Elemente unserer Existenz und essenzieller Bestandteil der Weltreligionen.hieronymus-bosch_der-aufstieg-in-das-himmlische-paradies Religiöse Vorschriften können mit den Interessen einer zunehmend hedonistisch orientierten Gesellschaft kollidieren. Das aktuelle Weltgeschehen verdeutlicht, wie gefährlich es sein kann, wenn sich eine Gemeinschaft ihres Glaubens zu sicher ist. So versuchen radikale Islamisten mit Gewaltanschlägen, die „Ungläubigen“ zu bekehren. Selbstmordattentäter erhoffen sich einen Platz im Paradies, wenn sie im Namen des Glaubens kuffār („Ungläubige“) mit in den Tod reißen. Eine bedenkliche Entwicklung, die trotz zunehmender Globalisierung und Vernetzung nicht in den Griff zu bekommen ist.

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