Domino/Konsumieren – Kaffee

KONSUM

Laut Definition aus dem Wirtschaftslexikon ist Konsum der Verbrauch und/oder Nutzung materieller und immaterieller Güter durch den Letztverwender.

Wir als Konsumenten haben jedoch auch Einfluss auf unsere Wirtschaft und unser Ökosystem. Durch unseren wachsenden Wohlstandsanspruch nimmt der globale Rohstoffanbau immer mehr zu.

Besonders durch die suggerierte Einfachheit des Konsums per Mausklick kurbeln wir die globale Warenwirtschaft an.

Viel zu oft konsumieren wir nicht bewusst, selbst Genussmittel werden nebenher konsumiert. Ein Beispiel dafür ist der Kaffee, den ich im Folgenden näher betrachten möchte.

Coffee cup on a wooden table.

Das mit Abstand am häufigsten konsumierte Genussmittel der Deutschen ist Kaffee. Zwei Drittel trinken ihn an sechs bis sieben Tagen der Woche, weitere 14% mindestens ein mal wöchentlich. Auch ich persönlich bin ein häufiger Kaffeetrinker, wobei ich wenn möglich auf nachhaltig angebauten Kaffee achte.

Kaffee ist nach Öl das weltweit zweitgrößte Handelsgut. Zu den Exportländern gehören Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien und Indien.

Das wichtigste Lieferland stellte dabei Brasilien mit einer weltweiten Exportmenge von rund 31,55 Millionen Säcken dar. Knapp 31% der Kaffee-Exporte stammen aus diesem Land.

Im Kaffeejahr 2013/2014 lag die weltweite Produktion von Rohkaffee mit einem Volumen von 146,7 Millionen Sack unter

der nachgefragten Menge von 147,1 Millionen Sack. Verglichen mit dem Vorjahr sank die Produktion von Rohkaffee um ca. eine Million Sack, während gleichzeitig die Nachfrage deutlich zunahm um fast vier Millionen Sack.

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Fast ein Drittel des weltweiten Kaffeekonsums wird in den Anbauländern konsumiert. Zwei Drittel, 102,6 Millionen Sack, entfallen auf den Konsum der Importländer. Seit Jahren steigt die Gesamtexportmenge kontinuierich an.

Deutschland liegt in der Liste der Kaffeeländer im Konsum auf Platz acht. Insgesamt wurden im Jahr 2014 in Deutschland 441.000 Tonnen Röstkaffee und 19.890 Tonnen löslicher Kaffee konsumiert.

Schon seit Jahren ist Kaffee das am meisten konsumierte Getränk in der Bundesrepublik. 2014 lag der Pro-Kopf-Konsum bei 162 Litern Kaffee, dies entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von 7,1 Kilo Rohkaffee. Zum Vergleich: Der Konsum von Heil- und Mineralwasser lag im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 143,5 Litern, der von Bier bei 107 Litern.

Auch der Kaffeeanbau unter bestimmten Siegeln wie Fairtrade, die eine nachhaltige Landwirtschaft fördern, nimmt durch die steigende Nachfrage zu: Im Jahr 2011 wurden fast 23% des weltweit produzierten Biokaffees nach Deutschland importiert.

Der Marktanteil von Kaffees aus nachhaltig zertifiziertem Anbau, die auf der Verpackung als solche gekennzeichnet sind, liegt nach Schätzung bei 8%. Dies umfasst Kaffee mit folgenden Zertifikaten: Bio, Faitrade, Rainforest Alliance, UTZ Certified. Zertifizierte Kaffees stellen derzeit leider noch immer eine Nische dar, haben aber weiterhin großes Wachstumspotenzial.

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Ein immer stärker kommender Trend ist jedoch der portionierte Kaffee: Diese unkomplizierte und schnelle Zubereitung von Kaffee ist durch Kaffeepads und Kapseln möglich. Der Verbrauch von Kaffeekapseln stieg um 16%, bei Pads waren es 2,6%. Unaufhaltsam scheint in Deutschland der Aufschwung der Kaffeepads zu sein: Lag der Verbrauch im Jahr 2005 noch bei 6600 Tonnen, waren es sechs Jahre später schon 31.00 Tonnen. Ähnlich ist der Anstieg bei Kaffeekapseln: Von lediglich 400 Tonnen im Jahr 2005 erhöhte er sich auf 6650 Tonnen im Jahr 2011. Der Unterschied betrifft den Preis und die Herstellung: Pads sind kleine Kaffeebeutel, die Kapseln werden dagegen meist aus Aluminium und Kunststoff gefertigt. Damit steigt auch der Anstieg der Müllberge, die die Kaffeeindustrie hinterlässt. Hierzu zählt auch der beliebte Kaffee-to-go-Becher. Auch ich persönlich gönne mir diesen verlockenden Genuss des öfteren und mache mir viel zu selten klar, dass ich damit unnötigen Abfall produziere. Für die Produktion der Pappbecher werden laut der deutschen Umwelthilfe 1,5 Milliarden Liter Wasser verbraucht, 11.000 Tonnen fallen für die Kunststoffdeckel als Verbrauch an und 43.000 Bäume müssen jährlich für die Becher gefällt werden.

Dabei gibt es auch attraktive Alternativen…

Hier noch ein interessanter, kurzer Film dazu:

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Damit kommen wir auch zu einem weiteren interessanten Punkt, der beim Thema Konsum eine wichtige Rolle spielt: Der Abfall. Mit steigendem Wirtschaftswachstum steigt auch unser Abfall, der dann wiederum auf Halden und im Meer landet.

Um möglichst effizient mit Materialien umzugehen ist das “Carle-to-Cadle-Prinzip entstanden. Dieses beinhaltet biologische und technische Nährstoffkreisläufe und Wertschöpfungsketten, das heißt die richtigen Materialien werden zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort eingesetzt und am Ende steht immer eine bessere Qualität. Die Produktionsweise steht hierbei im direkten Gegensatz zu dem Modell Cradle-to-Grave, in dem Materialströme häufig ohne Rücksicht auf Ressourcenerhaltung errichtet werden. So wachsen unsere Müllberge und verschmutzen die Meere. Anstatt die linearen Stoffströme heutiger Produkte und Produktionsweisen zu verringern, sieht das Cradle-to-Cradle-Designkonzept deren Umgestaltung in zyklische Nährstoffkreisläufe vor, so dass einmal geschöpfte Werte für Mensch und Umwelt erhalten bleiben.

Heute gibt es schon erste Suchmaschinen, die den sozialen und ökologischen Fußabdruck eines Produktes erfassen.

Dieser Kurzfilm zeigt die Nährstoffkreisläufe auf eine anschauliche Art und Weise:

Mein persönlicher Bezug zu dem Thema ist, dass ich mich bei der Tafel engagiere. Damit unterstütze ich den Cadle-to-Cadle-Ansatz, denn dort werden Lebensmittel, die eigentlich für den Müll bestimmt sind an bedürftige Menschen weitergeleitet und landen damit wieder im Nährstoffkreislauf.

 

Quellen:

– “Domino Handbuch für eine nachhaltige Welt”, Christopher Blaufelb, Stephan Sigrist, Burkhard Varnholt und Gerd Folders, Verlag Neue Zürcher   Zeitung

http://de.statista.com/statistik/kategorien/kategorie/12/branche/konsum-fmcg/

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fluechtlinge-als-konsumenten-unternehmen-hoffen-auf-neue-kunden-a-1057394.html

http://reset.org/knowledge/cradle-cradle-recycling-rund-gemacht?gclid=CInj-Ka1s8kCFRW3GwodDFkOiw

http://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/umfragen/aktuell/kaffee-ist-beliebtestes-genussmittel-der-deutschen/

http://www.welt.de/wirtschaft/article116668377/Pro-Sekunde-trinken-Deutsche-2315-Tassen-Kaffee.html

http://epea.com/de/content/die-drei-prinzipien

http://www.umweltgutachter.de/innovation

Zum Schluss noch etwas zum Nachdenken von Erich Fromm:

Des Menschen Glück besteht heute darin, “seinen Spaß zu haben”. Und man hat seinen Spaß, wenn man sich Gebrauchsgüter, Bilder, Essen, Trinken, Zigaretten, Menschen, Zeitschriften, Bücher und Filme “einverleibt”, indem man alles konsumiert, alles verschlingt. Die Welt ist nur noch da zur Befriedigung unseres Appetits, sie ist ein riesiger Apfel, eine riesige Flasche, eine riesige Brust, und wir sind die Säuglinge, die ewig auf etwas warten, ewig auf etwas hoffen und ewig enttäuscht werden.