Wenn die Sucht zum ökologischen Problem wird
Das Belohnungssystem des Menschen ist zugleich auch eine Schwachstelle des Menschen. Es zu kontrollieren erfordert viel Disziplin und bewusstes Handeln, was kaum jemand aufbringen kann. So zählen schon seit langer Zeit neben legalen Drogen wie Alkohol, Tabak oder Kaffee auch unscheinbare Güter der Wirtschaft zum Suchtregister.
Wenn das Verlangen die Vernunft besiegt, wenn die Glücksgefühle der Belohnungen vor den Konsequenzen liegen, dann redet der Mensch von Sucht.
Die Weltgesundheitsorganisation „WHO“ definiert die Sucht mit den Worten, dass ein wiederholter Konsum einer oder mehreren psychoaktiver Substanzen zu einer periodischen oder chronischen Vergiftung führe. Doch wie kommt es zum Konsum? Der Mensch, als biologisches Objekt, definiert seine Existenz durch Bedürfnisse, welche er
stillt, so wie die Luft zum Atmen oder den Hunger mit Nahrung zu bekämpfen. Diese Bedürfnisse sind in der Biologie des Menschen begründet und keine potentielle Substanz, die zu einer chronischen Vergiftung führt.
Das Bedürfnis nach einer schmackhaften Papaya lässt sich nicht aus der Menschennatur ableiten, sondern ist davon abhängig, an welche Möglichkeiten sie gesellschaftlich geknüpft ist. Denn ein Bedürfnis nach Papayas haben nur die Menschen, die wissen was eine Papaya ist. Daraus schlussfolgert sich, dass jedes Bedürfnis auf irgendeine Weise durch die gesellschaftlichen Bedingungen und Verhältnisse bestimmt ist.
In der Wirtschaft machen Konzerne sich dieses Wissen zu Nutze. Werbung und Köder zur Manipulation des menschlichen Bewusstseins sind allgegenwärtig. Unternehmen vermitteln dem Verbraucher ein Gelüst, welches nicht menschlicher Natur ist. Raffinierte Werbestrategien enthüllen neuen gesellschaftlichen Appetit, der zu einer Konsumgeilheit der Masse führt.

Blick auf das Braunkohlekraftwerk
Dabei bietet die Werbung keine Aufklärung zum Produkt, sondern stellt Produkte in einem perfekten Licht dar. Vorzüge werden übertrieben in den Vordergrund gerückt, Mängel ganz und gar verschwiegen. Sinn und Zweck dabei ist es, einen Absatzmarkt zu finden. Konzerne profitieren davon, Konsumenten unterliegen der Konsumgeilheit. Es steigt die Produktion und mit ihr all ihre Laster. Um diesen Produktionsumfang realisieren zu können, werden aus Manufakturen Massenproduktionshallen. Ganze Produktionsstraßen, teilweise nur noch maschinell betrieben, verbrauchen Unmengen an Strom und Energie. Sie produzieren CO2 und Feinstaub. Große Hallen nehmen naturbelassene Landstriche ein und verkleinern somit ökologische Nischen für Flora und Fauna.
Viele kleine Dominosteine braucht es, um einen Fingerabdruck im Ökosystem zu hinterlassen. Ein Mensch alleine wäre weniger in der Lage etwas zurückzulassen.
Bei mehreren Milliarden Menschen ist es jedoch bedenklich und auch beängstigend, was eine Sucht nach Konsumgütern bewirken kann.
Der Mensch selbst übt sich selten in Nachhaltigkeit, da er seit Beginn seiner Geschichte ein egozentrisches Wesen ist. In jeder Handlung des Menschen steckt Egoismus, auch wenn er sich in manchen Fällen zurücknimmt, verfolgt er immer ein Ziel. Er möchte lange gesund leben und dabei Glück empfinden. Das einzige Mittel, welches den Egoismus hemmt, ist unser Gewissen. Dieses macht sich ab und zu bemerkbar, verschwindet aber wieder schnell. Denn das eigene Wohl steht immer an erster Stelle. Es ist oft das Bewusstsein, welches pausiert. Beim Kauf der Produkte wird in erster Linie das eigene Verlangen gestillt. Die Konsequenzen werden selten wahr genommen. Sei es die Gesundheit oder die Umwelt, Gedanken über die Geschehnisse nach dem Konsum fallen meistens unter den Tisch.
Die Sucht als Exponentialfaktor
Jeder Mensch, der sich einer Sucht aus der Konsumwelt hingibt wird Teil eines Exponentialfaktors. Eine Art Aktivierungsenergie, die den Prozess einer negativen ökologischen Veränderung beschleunigt. Denn jede Sucht unterstützt einen Verschleiß an Konsumgütern, die in unserer Hinsicht weder notwendig, noch bedürftig sind.
Quellenangaben:
http://www.focus.de/wissen/mensch/egoismus/psychologie_aid_26199.html
http://www.ichthys-mahlow.de/Aktuelles/Themen/Was-ist-Sucht
https://gegen-kapital-und-nation.org/kritik-der-konsumkritik/
http://www.apotheken-umschau.de/Sucht
Felix Tretter; Ökologie der Sucht: Das Beziehungsgefüge Mensch – Umwelt – Droge; 1 Januar 1998.