Fast so schnell wie die Jahreszeiten wechseln auch die Trends von heute. Egal ob Mode, Einrichtung oder Musik, die Schöpfer solcher geben maßgeblich die Richtung an. Doch kann man wirklich sagen, dass heutzutage noch etwas Neues entsteht? Vielmehr kehren die Stile der letzten Jahrzehnte wieder in unsere Geschäfte und dadurch auch wieder in unsere Haushalte ein und feiern ein Comeback. Diese übertrumpfen sich leider gegenseitig zunehmend in schlechter Verarbeitung und Kurzlebigkeit. Doch ist es durch dieses Revival der Modeerscheinungen nicht viel logischer, „richtige Oldies“ Second Hand zu suchen anstatt mit neuen Käufen die Produktion anzuheizen?
Was ist Second Hand eigentlich?
Second Hand, beziehungsweise aus zweiter Hand, beschreibt Wiederverwendung von Objekten durch eine weitere Person. In erster Linie funktioniert die Weitergabe oder der Verkauf unserer Gebrauchsgegenstände heutzutage hauptsächlich online über verschiedene Webseiten oder sogar Apps. Doch dort hat die ursprüngliche Second-Hand-Bewegung nicht ihren Ursprung.
Früher waren es die Flohmärkte, die es dem Verkäufer erlaubten, Gewinne mit Altgegenständen zu erwirtschaften und auch Käufer die Möglichkeit gab, zu sparen. Ein ökonomisches System, da oftmals die Objekte durch mehr als zwei Hände wanderten.
Doch wo liegt der Ursprung eines solchen Marktes?
Zwei Nationen erheben Anspruch darauf, Gründungsväter einer solchen Wiederverwendungsmentalität zu sein: Frankreich und Belgien.
Frankreich
Sehr wahrscheinlich ist es allerdings, dass der Ursprung im Französischen liegt. Dort werden solche Märkte nämlich „Marché aux puces“ genannt, dessen wörtliche Übersetzung bei uns Flohmarkt heißt. Dieser kuriose Name geht auf zwei unterschiedliche Geschichten zurück.
Zum Einen erzählt man sich, dass die Hygienebedingungen der damalien Zeit so schlecht gewesen wären, dass die verkauften Altkleider vermehrt Flöhe gehabt hätten.So sei es 1890 sogar zu einer Plage gekommen, infolgedessen die Händler nach Saint-Quen in das nördliche Paris geschickt worden seien.
Die andere Geschichte berichtet von einem Mann, der über den Markt in Saint Quen gelaufen sei. Bei dem Anblick des Chaos durch die Ansammlung der unterschiedlichsten Waren soll er gerufen haben, das sähe ja aus wie ein Markt der Flöhe.
Bis heute existiert der „Puces des Sanit-Quen“ noch und gilt als einer der größten Antiquitäten-Märkte weltweit.
Belgien
In Marolles, einem Stadtteil im belgischen Brüssel, existiert seit 1873 wohl ein täglicher Markt, auf dem Gebrauchtwaren angeboten werden. Einzigartig ist hierbei die Preisspanne: Von fast geschenkt bis hin zu ein paar Tausend Euros ist hier alles zu finden.
Deutschland
Deutschland hinkt der Entwicklung seiner Nachbarländer etwas hinterher. Erst 1967 fand der erste Trödelmarkt in Hannover statt, der von dem Aktionskünstler Reinhard Schamuhn initiiert wurde.
Doch schon bald erfreute man sich auch in Deutschland an dem bunten Treiben. Laut einer Umfrage gehen rund zehn Prozent der Deutschen regelmäßig auf einen Flohmarkt. Ein ziemlich stattliches Ergebnis, führt man sich vor Augen, welche Alternativen besonders in den letzten Jahren den Gebrauchtwarenhandel verändert haben.
Welche Möglichkeiten gibt es?
Dank Ebay, Shpock und Co. ist es mittlerweile eins der leichtesten geworden, gebrauchte Waren online zu erstehen und zu verkaufen. Doch sowohl Online-Plattformen als auch direkter Kauf haben Vor- und Nachteile. Wenn man einen bestimmten Gegenstand sucht, ist man mit der kategorischen Suche online besser beraten. In ein paar Klicks und mit treffenden Suchworten ist man hier meist schnell am Ziel. Auf den gewünschten Artikel kann, je nach Website, geboten oder für ein festes Angebot bequem online gekauft werden.Allerdings kommen meist noch die Versandkosten hinzu und man kann sich erst bei Erhalt der Ware einen Eindruck von dem wirklichen Zustand derer machen. Im Gegensatz dazu steht der Kauf auf Flohmärkten. Diese laden zum Stöbern ein und jemand, der schon ein genaues Bild vor Augen hat, ist hier an der falschen Adresse. Vor Ort hat man die Möglichkeit, zu feilschen und so den Preis mitzubestimmen. Zudem kann direkt vor Ort begutachtet und manchmal sogar anprobiert werden. Speziell beim Kauf von Altkleidern ist es zudem hilfreich, die Person zu sehen, die diese zuvor getragen hat, um einschätzen zu können, ob diese einem selbst passt.
Bei beiden Möglichkeiten gilt allerdings: Kein Umtausch, keine Reklamationsmöglichkeit und keine Garantie.
Alternativen
Eine weitere Alternative ist der Second-Hand-Laden, der gefühlt in den letzten Jahren durch die Online-Plattformen verdrängt wurde. Dort werden die Gebrauchtwaren an- und weiterverkauft. Eine speziellere Version stellen hier die Läden, die durch gemeinnützige Organisationen betrieben werden, wie die Diakonie, die Caritas oder Oxfam. Der Gewinn, den diese durch den Verkauf von Sachspenden erwirtschaften, wird an eine Einrichtung gespendet.
Brockenhaus
In der Schweiz sind solche gemeinnützigen Institutionen, sogenannte Brockenhäuser oder kurz Brockis, schon seit Ende des 19. Jahrhunderts etabliert. Zudem versuchen sie, Arbeitsplätze für Behinderte und Randgruppen zu schaffen. Solche Geschäfte sind dort viel häufiger zu finden als in Deutschland und sind in ihrer Größe und Auswahl kaum zu überbieten. Der Name Brockenhaus rührt ursprünglich von dem Bibelvers Johannes 6,12 her, in dem Jesus seine Jünger darauf hinweist, alle Brocken aufzusammeln, damit nichts umkomme.
Was kann ich mitnehmen?
Vielleicht kann man ein Stück weit diese Anleitung für sich selbst übernehmen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Konsum und Verbrauch das Leben bestimmt. Umso wichtiger ist es, sich Gedanken darüber zu machen, was mit den Sachen passiert, nachdem wir keinen Gefallen mehr daran finden und ob es für uns notwendig ist, sich ständig neu einzudecken. Ist neu denn immer besser?
Adressen und Termine
Pompadour Second Hand
Schuhknechtstraße 1, 64289 Darmstadt
Oxfam Shop Darmstadt
Rheinstraße 12b 64283 Darmstadt
Flohmarkt rund um 60,3 qm
Sonntag, 26. Juni 14.00-19.00
Magdalenenstraße 2, 64283 Darmstadt
Zürcher Brockenhaus
Neugasse 11, CH-8031 Zürich
Links
https://de.wikipedia.org/wiki/Flohmarkt
https://de.wikipedia.org/wiki/Secondhandladen
https://de.wikipedia.org/wiki/Brockenhaus
http://www.planet-wissen.de/kultur/sammeln/flohmaerkte/pwiegeschichtederflohmaerkte100.html
http://www.secondhandgeschaefte.de/geschichte-der-second-hand-bewegung/
http://www.zuercher-brockenhaus.ch/
Bilder
spielbudenplatz.eu
eigene Fotos aus dem Zürcher Brockenhaus