Relativ heißt auch abhängig vom Betrachter. Die Zeit hängt davon ab, wie schnell du dich bewegst. Das typische Beispiel: Wenn du dich nahe an der Lichtgeschwindigkeit bewegst, vergeht die Zeit für dich viel langsamer. Umgangssprachlich wendet man das an, wenn man sagen möchte, dass einem die Zeit irgendwie zu kurz vorgekommen ist, während andere den Eindruck haben, das hätte doch fast ewig gedauert. Hier bedeutet abhängig vom Beobachter (=relativ), dass die Zeit unterschiedlich wahrgenommen wird.
In was investieren wir unsere Lebenszeit und wieviel dieser Zeit nehmen wir uns für was? Wie oft machen wir uns den Wert der Zeit bewusst? Alles muss schnell gehen und am besten schon gestern erledigt sein. Das Konsumverhalten der heutigen Zeit passt sich mehr und mehr diesem scheinbaren Bedürfnis an. Schnell und effektiv und am besten auf Knopfdruck funktionierend, kaufen wir gedankenlos ein und schauen dabei vielleicht noch dreimal aufs Smartphone. Während wir andauernd tausend Dinge zur Auswahl haben, treffen wir unsere Entscheidungen oft schnell und nebenbei.
Wie oft frage ich mich, was ich wirklich brauche? Brauche ich die 20 T-Shirts in meinem Schrank oder vielleicht doch nur eins? Offensichtlich habe ich oft mehr zu essen, mehr zum Anziehen und allgemein mehr Konsumgüter, als ich wirklich brauche. Karotten schmecken mir nicht so gut, deshalb lass ich die liegen und esse lieber noch ein paar Kartoffeln. Das Problem „was soll ich heute bloß essen“ ist unter verschiedenen Hintergründen unterschiedlich zu deuten, doch geht es in unserer ersten Welt doch meist in die Richtung eines häufig auftretenden Luxusproblems: Wir haben einfach zu viel von Allem. Und selbst Diejenigen, die nun einwenden würden, sie hätten gar nicht so viel-ich bin mir sicher, selbst das ist noch mehr als eigentlich nötig.
Auch Liebe wird nun zum Konsumgut. Liebe to go, ganz einfach auf die App „Tinder“ zu übertragen. Schnell und unkompliziert sucht man sich ein paar Partner aus und legt sie sinnbildlich in den Einkaufswagen. Besser zwei als einen, denn was nicht gefällt, kann man ja schließlich auch wieder zurückgeben. Lieber von allem zu viel, denn die Zeit ist ja nicht da, um eine Sache mit Bedacht zu wählen. Ist es denn wirklich die Zeit? Oder sind wir in unserem Leben einfach oft zu bequem, um uns Zeit für etwas zu nehmen und nehmen uns die Zeit an den richtigen Punkten?
Ich bin mir sicher, dass sich in jedem Leben ein paar dieser Punkte finden lassen. Für mich bedeutet „sich Zeit für etwas nehmen“ auch ein Stückweit zur Ruhe kommen und ich glaube auch, dass man letztendlich dadurch mehr gewinnt als beim vermeintlichen „Zeitsparen“. Dies ist der Punkt, an dem für mich in meinem Leben die Relativität der Zeit sehr deutlich wird. Nehme ich einmal die Beschleunigung raus, mache Dinge bewusst und mit Wertschätzung, erscheint mir dieser Moment relativ gesehen zu den gehetzten und unbedachten Momenten der selben Zeitspanne viel länger und gehaltvoller.
„Wer hoch bauen will muss lange am Fundament verweilen“
Manche Dinge brauchen eben ihre ganz natürliche Zeit und das ist etwas, was wir nie gänzlich kontrollieren können. Auf unseren Alltag bezogen finden wir diese Momente sehr oft. Welche Konsequenz zieht es mit sich, dass wir es im Alltag bequemer haben und scheinbar ein paar Minuten sparen können und wieviel Zeit wird hierbei tatsächlich gespart? Wenn die Zeit als Ganzes betrachtet werden und im Zusammenhang mit ihrem Inhalt stehen soll, sparen wir dann wirklich Zeit, indem wir uns im Supermarkt die hundertste Plastiktüte geben lassen, oder etwa unseren Müll schnell in eine Tonne werfen anstatt ihn zu trennen? Und würden wir immer noch die letzten drei Kartoffeln wegschmeißen, machten wir uns während des Essens die Kostbarkeit und die Menge jener Zeit bewusst, die investiert wurde, um uns unsere Nahrung tag täglich ganz einfach im Supermarkt zugänglich zu machen?
Ich sage nicht, dass man auf alles verzichten muss, aber vielleicht lernt man die ganz selbstverständlich gewordenen Dinge neu mit Bedacht zu schätzen, anstatt sie schnell hinzunehmen. Inwiefern ist das alles hier noch die Natur des Menschen und was ist der Preis für unsere Schnelllebigkeit? Was brauche ich in meinem Leben wirklich und worauf könnte ich auch verzichten? Vielleicht ist es an der Zeit genauer hinzusehen.
Sich Zeit nehmen fürs Leben:
Zeit nehmen anders zu leben:
https://reset.org/knowledge/ganz-schoen-anders-oekodoerfer-und-kommunen
Sich Zeit im Alltag nehmen: