Es gibt Tätigkeiten, Situationen, Beziehungen, Wege und Prozesse die in uns intensive, spannungsvolle und sogar gegensätzliche Emotionen hervorrufen. In dem folgenden Text schildere ich meine Perspektive auf die Bedeutung des Begriffes „Leidenschaft“ anhand eigener Erlebnisse mit der Alpinen Kletterei. Bei der Ersten Auseinandersetzung mit dem Begriff fällt mir auf dass, obwohl er zu 50% aus „Leiden“ besteht positiv besetzt ist, was mir etwas kontrovers erschien. Die „-schafft“ leite ich mir von Freundschaft ab. Dort stellt sie eine Art Abkommen oder Beziehung dar. Ich gehe also ein Bündnis mit dem Leid ein. Schließlich frage ich mich welche Art von Begriffen oder Emotionen ich damit verknüpfe. Begriffe wie: Faszination, Dauer, Ziel, Focus, Motivation, Hass, Liebe, Aufopferung… All dass finde ich auch in der Kletterei wieder. Für mich liegt dort Liebe und Hass, Freude und Leid extrem nahe beieinander. Beim Sammeln weiterer Begriffe, die für mich die Faszination an dem Sport ausmachen entsteht eine Liste zum Teil gegensätzlicher oder sich bedingender Wortpaare:
Höhe – Aussicht
Isolation – Zeit für/mit sich
Angst – Vertrauen
Gefahr – Sicherheit
Schmerz – Erleichterung
Emotional – Rational
Verkrampft – Gelassen
Hektisch – Fokussiert
Zweifel – Souveränität
Während ich mich in so einer Tour befinde bin ich so nahe bei mir wie bei keiner anderen Aktivität. In Schwierigen Situationen passiert es, dass ich zu Zweifeln Beginne. Ich frage mich: „Bin ich gut genug, Habe ich noch genug Kraft, Was mache ich hier überhaupt? Bin ich dafür gemacht?“ usw. Ich zwinge mich dann wieder rational die Situation zu bewerten und eine Entscheidung zu Treffen. Beim Klettern am Fels arbeitet sich der Kletternde in der Regel an einem Seil Festgebunden den Fels hinauf und klippt das Seil unterwegs in Sicherungspunkte. Der Sichernde steht unterhalb und lässt das Seil durch ein Sicherungsgerät an seinem Gurt gleiten. Damit sorgt er dafür das der Kletternde immer die richtige Seilspannung erfährt. Sobald ich nun geklippt habe und über einen solchen Sicherungspunkt hinausklettre, stehe ich unter dem Druck der Angst zu Fallen. Mit jedem Zug vergrößert sich die Tiefe eines möglichen Sturzes. Ist der Sicherungspunkt mit temporärem Equipment selber am Fels angebracht, kommt zusätzlich noch das Misstrauen in dessen Stabilität hinzu. Diese Situation kommt immer wieder, Sicherungspunkt für Sicherungspunkt. Gegen die Angst hilft nur Vertrauen. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, in das Urteilsvermögen und in das Material. Um dieses Vertrauen aufzubauen braucht es Zeit und Erfahrung. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich beim Klettern verrückt zu machen und wenn mann es einmal richtig mit der Angst zu tun bekommen hat ist man geneigt zu sagen: „ich habe kein bock mehr auf den Scheiß, das brauche ich nicht mehr, ich glaube das ist das falsche Hobby.“ Ich bekomme nach kurzer Zeit schließlich doch wieder Lust mich solch einer Situation auszusetzen, was es für mich zur Leidenschaft macht.