Gängige Mechanismen des Greenwashing

Greenwashing ist mittlerweile zu einem beliebten Mittel vieler Firmen geworden. Die angeblich grüne Einstellung wird mit tollen Image-Kampagnen stolz zur Schau gestellt. Als Verbraucher hat man es schwer den Überblick zu behalten und die Spreu vom Weizen zu trennen. Im Folgenden teils überraschende Beispiele.

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Im Abgasskandal VWs im Jahr 2015 wurde der Automobilhersteller angeklagt, Emissionswerte massiv zugusnsten der „umweltfreundlichen“ Dieselmotoren manipuliert zu haben. Weltweit sind hierbei 5 Mio. Fahrzeuge betroffen, die Emissionen lagen durchschnittlich etwa 40% höher, als durch VW angegeben. In Amerika überschritten die tatsächlichen Werte die maximal zugelassenen Abgaswerte bei weitem.

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In der gezeigten Kampagne wird durch GE versprochen, dass sich durch Nutzung von Energiesparlampen eine Energieersparnis von 75% erreichen ließe. Das Problem: Sowohl in der Produktion als auch in der Entsorgung von fluoreszierenden Leuchtmitteln fallen nicht nur unerhebliche Mengen des giftigen Elements Quecksilber an–ca. 8 mg pro verkaufter Lampe. Kürzliche Untersuchungen konnten beweisen, dass sich der Quecksilbergehalt der Weltmeere in den vergangenen 100 Jahren verdreifachte.

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Coca Cola lancierte 2015 seine neuste Sorte „Cola Life“–parallel zum Trend gesunder Ernährung ohne Zucker und ohne synthetische Süßstoffe soll diese Sorte mit dem natürlichen Süßstoff Stevia gesüßt sein. Das Problem: Trotz Süße durch Stevia enthält eine 0,5l Dose Coca Cola Life noch immer elf Stück Würfelzucker–ein nur marginaler Unterschied zur „regulären“ Cola.

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Das Bekleidungsunternehmen H&M bewirbt in der Kampagne „Conscious Collection“ einen nachhaltigen Anbau von Baumwolle und deren ethische Verarbeitung. Während H&M der weltgrößte Abnehmer biologisch angebauter Baumwolle ist, macht der Gesamtanteil in der Verarbeitung nur etwa 13% aus.

Das Krombacher Regenwald-Projekt 2008 am Start

Krombacher verspricht, pro verkauftem Bierkasten, einen Quadratmeter Waldfläche zu kaufen und vor dem Abholzen zu bewahren. Allerdings:  Die durch Krombacher auf diese Weise „gerettete“ Fläche macht nur 0,01% der Waldfläche aus, die zur gleichen Zeit innerhalb eines Jahres gerodet wurde.

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Unter der Marke „Rewe Regional“ soll vor Ort angebautes Obst und Gemüse in Filialen des Einzelhandels-Riesen angeboten werden. Rewe plant hierbei, 10–20 Produkte in jedem Markt anzubieten. Im Grunde ein guter Ansatz, vergleicht man diese Zahl jedoch mit den zumeist 50 000 erhältlichen Produkten, enttarnt sich das Projekt schnell als reine Marketing-Strategie.

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Starbucks plant, einen Großteil seiner Getränke mit fair gehandeltem Kaffee zuzubereiten. Das Problem: Nur 8,1% des verkauften Kaffees stammen aus Fairtrade-zertifiziertem Anbau, ein Großteil der Bohnen werde nach Starbucks eigenem System C.A.F.E. zertifiziert. Weltweit verarbeiteten Starbucks-Filialen pro Jahr 175 Tonnen Kaffee. Positiv: Starbucks plant effektiv den Einkauf zertifizierten Kaffees zu erhöhen.

Die Werbungen bestechen durch Freundlichkeit, bunte Farben und dem selbstbewussten gesunden und vor allem grünen Auftreten. Dem Konsumenten wird ein gutes Gefühl vermittelt, bei der Firma einkaufen zu können und gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt zu tun–ein gutes Gewissen gibt es gratis dazu. Das Hauptaugenmerkt wird auf eine ökologisch gute Tat bei der Herstellung, Material oder der Nachhaltigkeit des Produktes in der Benutzung gelegt, an anderer Stelle wird aber gleichzeitig um ein Vielfaches eingespart und steht nicht mehr im Verhältnis zu dem ökologischen Image, das in der Öffentlichkeit geschaffen wird.

Eine Vielzahl an verschiedenen Siegeln, teils unbekannten Ursprungs oder sogar von der Firma eigenst eingeführt, sollen Vertrauen erwecken. Der Verbraucher verliert den Überblick und wird gezielt in die Irre geführt.

Assoziationen durch beispielsweise Bilder und daraus bei Konsumenten resultierende falsche Schlüsse, die als Tatsachen hingenommen werden, verschleiern die Realität und was wirklich hinter dem Produkt steckt. Werbung ist schon lange nicht mehr rein informativ. Als Verbraucher muss man Zeit und Mühe investieren, um sich darüber zu informieren, ob man mit seinem Kauf Ausbeutung fördert oder wirklich ökologisch handelt.

Es ist der Gedanke in die richtige Richtung, doch bei der Umsetzung muss viel mehr passieren. Der Trend geht zu „grünem Lifestyle“ allerdings sollte dieser nicht nur auf schönen Plakaten und verlockenden Werbespots stattfinden.

Quellenangaben:

https://reset.org/knowledge/greenwashing-–-die-dunkle-seite-der-csr
https://www.greenpeace.de/search/starbucks
https://daslamm.ch/was-starbucks-nicht-weiss-macht-starbucks-nicht-heiss/
http://www.welt.de/wirtschaft/article146628517/Warum-macht-Volkswagen-so-etwas.html
http://www.welt.de/finanzen/verbraucher/article144709351/Der-Schwindel-mit-den-regionalen-Lebensmitteln.html
http://www.biorama.eu/hennes-und-mauritz-green-pop-up-store/
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/greenwashing-das-maerchen-vom-gruenen-riesen-a-666984.html
Kaufen für die Müllhalde: Das Prinzip der Geplanten Obsoleszenz Broschiert von Jürgen Reuß

Fotos:

http://www.presseportal.de/pm/42000/1166272
http://www.gutscheinemagazin.de/blog/gratis-coca-cola-life-05-l-im-real/
http://news.siin.cn/guanggaosheji/147739_2.html
http://ddbdesign.se/hm/
http://www.coroflot.com/katelynsherrill/Graphic-Design
http://www.alexander-scharlach.com/rewe-regional/
https://prezi.com/prwrvmkqiyui/fairtrade-fairer-handel/
http://www.ourbreathingplanet.com/greenwashing-et-al/