Süße Süchte

 

Zucker ist eine Droge

…keine offiziell anerkannte, aber doch ein Stoff, der unser Gehirn und unseren Körper stark beeinflusst. Und dies betrifft in unserer Gesellschaft einen Großteil der Menschen tagtäglich, denn Zucker finden wir in fast allen Lebensmitteln.

Gemeint ist hier vor allem Haushaltszucker, welcher zu 50 Prozent aus Glukose und zu 50 Prozent aus Fruktose besteht und in dieser Kombination starke Wirkungen auf unsere Physiologie ausübt und ein enormes Suchtpotenzial birgt. Zudem bezieht sich dieser Artikel hauptsächlich auf den Anbau von Rohrzucker, denn in Deutschland wird zwar die Zuckerrübe angebaut, wir beziehen aber 70% unseres Zuckers aus internationalen Zuckerrohrplantagen.

Haushaltszucker hat einen höheren Reiz als Kokain…warum ist das so?

Kurz gefasst wirkt Zucker vor allem in unserem Belohnungszentrum im Gehirn. Wird dieses besonders intensiv aktiviert, wollen wir mehr davon und genau das passiert, wenn wir den süßen Stoff zu uns nehmen.

Dass zu viel Zucker krank macht ist keine Neuigkeit mehr, aber ich möchte Euch noch einen ganz anderen Grund nennen, für den es sich lohnt den eigenen Zuckerverbrauch zu reduzieren:

Unsere Umwelt!

Zuckerrohr und Regenwald

Weltweit hat sich der Zuckerkonsum innerhalb von 50 Jahren verdreifacht.  Der europäische Konsument isst mit 38 Kilogramm pro Kopf und Jahr etwa doppelt so viel, wie etwa die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Wegen der steigenden Nachfrage wurden in den vergangenen Jahren Hunderttausende Hektar Zuckerrohr in Brasilien gepflanzt. Werden nun Energiepflanzen wie Zuckerrohr auf bisherigen Feldern angebaut, benötigt es mehr als 120000 Quadratkilometer abgeholzter Regenwald um den zusätzlichen Flächenbedarf für Nahrung zu decken. Das entspricht fast der Fläche von Griechenland.

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Felderverbrennung

In vielen Gebieten Brasiliens werden die Zuckerrohrfelder vor der Ernte angezündet. Bei dieser Methode verbrennen nur die scharfkantigen Blätter, das Zuckerrohr bleibt intakt. Die Flammen vertreiben oder töten Giftschlangen, Spinnen, Skorpione, die den Arbeitern gefährlich werden könnten. Das Feuer tötet aber auch Tiere die sich in den Feldern aufhalten und Nützlinge, denen zuvor Dünger und teilweise hochgiftige Pestizide nichts anhaben konnten.Bildschirmfoto 2016-06-01 um 18.19.17.png

Agrargift und Düngemittel

Obwohl Zuckerrohr recht einfach zu pflegen ist, gibt es weitere Probleme. Das Rohr wird etwa über sieben Jahre in Folge auf demselben Standort kultiviert. Damit sich in diesen Monokulturen Schädlinge und Krankheiten nicht ungehindert ausbreiten, müssen die Arbeiter oft zu giftigen Pestiziden greifen. Das Land setzt auch auf Ackergifte, die in der EU gar nicht mehr zugelassen sind. So sprühen die brasilianischen Arbeiter im konventionellen Anbau etwa das als wassergefährdend eingestufte Mittel Atrazin. Das Versprühen von Pestiziden per Flugzeug ist in der EU übrigens nur noch in Ausnahmefällen erlaubt – anders als in Brasilien und in anderen Ländern, in denen Zuckerrohr angebaut und etwa Glyphosat zur schnelleren Reifung vor der Ernte versprüht wird.

In den Everglades zum Beispiel, haben Unmengen an Phosphor und Pestiziden aus der Zuckerproduktion 90 Prozent der Watvögel vertrieben – sie sind ein Gradmesser für den Gesundheitszustand des komplexen Ökosystems.

Ausbeutung der Bevölkerung

Die Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern ist hart und unterbezahlt. Eine Umstellung auf maschinelle Ernte wäre auf den ersten Blick zwar günstiger und umweltfreundlicher, da schneller geerntet werden kann und weniger Felder gebraucht werden. Bei genauerem Betrachten bringt sie doch wieder verschiedenste Probleme mit sich und ist z.B. nur auf sehr geraden Flächen möglich, die es aber so oft nicht gibt. Außerdem würde diese Methode einem Großteil der Bevölkerung Brasiliens die Arbeit nehmen.

2009 legte die brasilianische Organisation „Biofuel Watch Center“ eine Studie über die Expansion der Zuckerrohrplantagen vor. Darin wurde kritisiert, dass sich viele Plantagen illegal in die geschützten indigenen Gebiete ausbreiten und Viehzüchter müssen in bewaldete Regionen ausweichen. Nicht nur für Nahrung sondern auch für die Herstellung von Ethanol wird Zuckerrohr verwendet. Brasilien ist mit 1,5 Millionen Tonnen Zuckerrohr-Ethanol pro Jahr schon jetzt der wichtigste Ethanol-Lieferant der EU in Übersee. Mit umweltfreundlicher Energieerzeugung hat der Zuckerrohranbau nichts zu tun.

Wasser

Nicht zuletzt ist natürlich auch der hohe Wasserverbrauch ein ernstzunehmendes Problem. Zuckerrohr baut man in tropischen und subtropischen Regionen an, da es dort Zeiten mit sehr viel Niederschlag und Abschnitte mit großer Hitze und Trockenheit gibt. Weicht man jedoch in trockenere Gebiete aus, um z.B. den Regenwald zu schonen, muss die Pflanze bewässert werden. Hunderte Meter lange Bewässerungsmaschinen wandert über die Felder, 100 Meter legen sie in etwa zweieinhalb Stunden zurück und verteilen wertvolles Wasser, meist in Ländern in denen bereits Wasserknappheit herrscht. Mit 1500 Liter pro Kilogramm Rohrzucker ist der Wasserbedarf für den Zuckerrohranbau relativ hoch.

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Natürlich gibt es noch endlos viele Argumente, von der Ethanol-Gewinnung, über Zuckerersatz und nicht zuletzt dem absoluten Gesundheitsrisiko, das zu viel Zuckerkonsum auslöst….in jedem Fall gibt es aber genug Gründe  um sich selbst und der Umwelt etwas Gutes zu tun, indem man den stetigen Anstieg von Zuckerkonsum nicht unterstützt.

 

Aber was kann ich tun?

Wenn man einmal darauf achtet und versucht Zucker zu vermeiden, fällt einem erst auf, wieviel Zucker eigentlich in all den Lebensmitteln steckt, die wir täglich zu uns nehmen. Zucker vermeiden bedeutet also erst einmal eine Menge Arbeit, denn ich muss mich über die Dinge informieren die ich esse. Daher fällte es oft leichter, sich an ein Programm oder einen Blog zu wenden, der sich bereits mit dem Thema auseinander gesetzt hat und konkrete Rezeptvorschläge macht, sowie zeigt, welche Lebensmittel es unbedingt zu vermeiden gilt.

Sarah Wilson hat mit ihrem Programm „I quit suger“ ein solches Hilfsmittel erstellt. Auf ihrem Blog https://iquitsugar.com/blog/ gibt es kostenlose Tipps und gegen Bezahlung kann man an verschiedenen Programmen und Day-Challenges teilnehmen1fb5f2dbb54e87613b0afee7b98d140f (1).jpg

Sicher eine gute Unterstützung, doch es gibt auf Pinterest und Co inzwischen auch jede Menge kostenlose Rezepte, die sich mit dem Thema „zuckerreduziert“ beschäftigen. Ein schönes Beispiel ist auch der Blog http://www.katharinakocht.com/zuckerfreie-rezepte/.

Sucht man speziell nach zuckerfreien Rezepten, landet man oft bei süßen Gerichten, wie Kuchen und Desserts in denen Zucker ersetzt wird. Daher lohnt es sich eher nach Gemüse oder Paleo-Gerichten zu suchen. Eins meiner Lieblingsrezepte findet Ihr im Anschluss.

Ich weiß, dass die meisten von Euch sicherlich wissen, dass weniger Zuckerkonsum für uns alle gut wäre und ich mit diesem Artikel keine neue Lebensweise hervor rufen kann. Aber ich hoffe die Sache einmal aus einer anderen Perspektive beleuchtet zu haben und möchte auch nochmal darauf hinweisen, dass Zuckersucht oft unterschätzt wird und eine ernstzunehmendes Gefahr ist. Nur weil sie nicht wie Zigaretten- oder Drogenkonsum „vermarktet“ wird, hat sie doch verheerende Folgen auf unsere Gesundheit und unseren Planeten und kommt leider häufiger vor, als es den Betroffenen bewusst ist.

Daher hoffe ich den ein oder anderen zum Nachdenken angeregt zu haben und vielleicht schaffen wir es ja in kleinen Schritten, der süßen Versuchung ab und zu zu entgehen.

Wer gleich damit anfangen will, viel Spaß beim Kochen:

Gemüsepfanne mit Soja und Ingwer (am besten die glutenfreie Sojasauce von Kikkoman, die ist nämlich zuckerfrei)

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Zutaten (für 4 Portionen):

  • 2 EL Olivenöl
  • 1 große rote Zwiebel
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 Prise Meersalz
  • 2 Tassen Brokkoli-Röschen
  • 2 Tassen Blumenkohl-Röschen
  • 1 Karotte, in Stifte geschnitten
  • 5 Shitake-Pilze (alternativ gehen auch andere Pilze), gewürfelt
  • 1 Pak Choi (asiatischer Kohl), in Streifen geschnitten
  • 3 EL Soja-Soße
  • 2 EL Speisestärke
  • 1 EL Sesamöl
  • 1 TL Reiswein-Essig
  • 1 TL Sesam-Paste (Tahini)
  • 1 TL Honig
  • 1 TL geriebener Ingwer
  • Chili-Flocken, nach Belieben

Und so geht’s:
Die Zwiebel halbieren, dann in dünne Scheiben schneiden. Den Knoblauch fein hacken, zusammen mit dem Olivenöl, den Zwiebelscheiben und dem Meersalz in eine Pfanne geben. Den Brokkoli, den Blumenkohl, die Pilze und die Karotten in eine Schüssel geben, den Pak Choi beiseite legen. Die Pfanne mit dem Knoblauch und den Zwiebeln erhitzen und beides darin anbraten. Das Gemüse bis auf den Pak Choi dazu geben und ca. 5 Minuten braten.

In der Zwischenzeit gebt ihr die Soja-Soße zusammen mit der Stärke, dem Reiswein-Essig, dem Sesamöl, der Sesam-Paste, dem Honig und dem Ingwer (und evt. den Chili-Flocken) in eine Schüssel und vermixt alles miteinander.

Gebt jetzt den Pak-Choi mit in die Gemüsepfanne und gießt die Soße dazu. Alles miteinander vermengen und nochmals für 8-10 Minuten garen/köcheln lassen. Dazu schmeckt Reis.

Pro Portion (ohne Reis) ca. 300 kcal

 

Links:

I quit sugar Blog    https://iquitsugar.com/blog/

Katharina kocht Blog http://www.katharinakocht.com/zuckerfreie-rezepte/

Ausstieg aus der Zuckersucht   http://www.zentrum-der-gesundheit.de/zuckersucht-ausstieg-ia.html

 

Quellen:

Gefährliche Zuckersucht-So verwandelt uns Zucker in Sklaven http://www.focus.de/gesundheit/experten/felix_klemme/zuckersucht-so-verwandelt-uns-zucker-in-sklaven_id_4541764.html

Unsere Sucht nach Zucker http://www.wiwo.de/technologie/green/living/unsere-sucht-nach-zucker-das-suesse-gift/13551378.html

Zucker das dicke Geschäft  http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/zucker-das-dicke-geschaeft-a-836110-2.html

Brennende Felder  http://diepresse.com/home/reporter/reporterblog/366443/Brennende-Felder-fur-den-grunen-Treibstoff

Regenwald    https://www.regenwald.org/regenwaldreport/2012/365/e10-aus-brasilien-blutiger-landraub-fuer-zuckerrohr

Rezept   http://www.gofeminin.de/kochen-backen/viel-geschmack-wenig-kalorien-s1690836.html