Für manche das kleine Highlight des Tages, für andere bedingungslose Notwenigkeit um morgens überhaupt in die Gänge zu kommen.
Für mich irgendwie beides: Kaffee.
Der Latte Macchiato mit der besten Freundin, der Espresso nach dem Mittagessen, eine Kanne Filterkaffee zum Kuchen beim Familientreffen, Cappuccino To-Go zwischen zwei Vorlesungen. Das schwarze Gebräu ist mittlerweile überall zu kriegen und in Deutschland sogar beliebter als Bier. Im Schnitt verbraucht jeder Deutsche jährlich 4,8 kg der Alltagsdroge. Das sind etwa 2 Tassen am Tag. Das sieht bei mir genauso aus. In meiner WG läuft jeder täglich mehrmals zur gemeinsamen Maschine im Wohnzimmer – zu Prüfungszeiten bis zu viermal.
Trotzdem es als Genussmittel eingestuft ist, wird das permanente Angebot von Kaffee mittlerweile als selbstverständlich angesehen. Doch kaum einer ist sich bewusst, welche Auswirkungen Anbau und Verarbeitung von Kaffee auf die Umwelt haben.
Die Kaffeepflanze wächst in Sträuchern von mehreren Metern Höhe und hat ihren Urpsrung in Kaffa. Das ist eine Region im Süd-Westen Äthiopiens. Mittlerweile wird sie in vielen weiteren Ländern in Mittel- und Südamerika, West- und Zentralafrika und Südostasien angebaut.
Wenn die Pflanze 3-4 Jahre alt ist, durchläuft sie eine Reifephase von mehreren Monaten, während der sie Cranberry ähnliche Früchte entwickelt. Pro Frucht trägt sie zwei Kaffeebohnen in sich, die dann geerntet und geröstet werden. Damit die Pflanze gut wachsen und reifen kann, braucht es bestimmte Konditionen was Wetter und Bodenbestand betrifft. Wind- Sonnengeschützte Felder in mittleren Höhenlagen, bei 18-25°C sind ideal. Der Boden sollte einen neutralen bis leicht sauren pH-Wert haben. Regen oder gar Frost ist für die Pflanze ungeeignet.


Da eine hohe Nachfrage existiert, wird Kaffee, wie viele andere Lebensmittel (z.B. Mais oder Soja) auch, in Monokulturen angebaut. Dafür werden große Flächen des tropischen Regenwaldes gerodet. Dadurch wird der Boden lockerer und insgesamt unbefestigter, denn nicht nur der Zusammenhalt durch große Baumwurzeln fehlt, sondern auch der Schutz des Bodens vor Regen durch “Unkraut”, welches mit Chemikalien bekämpft wird. Somit kommt es zum Ungleichgewicht im gesamten tropischen Bereich, da der Oberboden zu großen Teilen weggeschwemmt wird. Dies ist ein Teufelskreis, denn der Regenwald zieht seine Nährstoffe zum fortwährenden Leben aus einer Schicht im Oberboden, die nur aus Überresten abgestorbener Tiere und Pflanzen besteht. Der Boden in diesen Gebieten ist an sich sehr Nährstoffarm und ohne diese Schicht kann der Regenwald so nicht länger existieren. Denn auch mit Düng Stoffen kann man diesen Nährstoffmangel nicht ausgleichen. Der prächtige Pflanzenreichtum wird stark minimiert und der natürliche Lebensraum vieler Tiere ausgelöscht.
Der Rattenschwanz wird noch länger: Durch die Zerstörung der Ökosysteme fehlen den Schädlingen die natürlichen Fressfeinde, wie Vögel, die bislang ihr Zuhause in den vielen Bäumen des Regenwaldes hatten. Um die Kaffeepflanzen jetzt vor ihnen zu schützen, werden viele Pestizide eingesetzt. Diese sind schädlich für diejenigen, die auf den Kaffeeplantagen arbeiten, gelangen in den Boden und somit auch ins Grundwasser und verunreinigen somit in großem Stil, ganz zu schweigen von den Umweltschäden, die durch die Verschiffung in alle Welt verursacht werden.
Es gibt jedoch auch ökologischen Kaffeeanbau. Dort werden neben den Kaffeepflanzen noch größere Bäume stehen gelassen, oder auch Bananenstauden parallel gepflanzt. Somit wird ein Ökosystem erschaffen, beziehungsweise erhalten, das den natürlichen Begebenheiten sehr nah kommt. Natürlich hat man unter diesen Umständen einen langsameren und geringeren Ertrag. Auch die Ernte ist mühsamer, da keine Erntemaschinen eingesetzt werden können. Alles muss per Hand gepflückt werden. Das hat für uns höhere Preise zur Folge. Und die meisten Menschen sind nicht bereit zur teureren Bohne zu greifen, da sich bei täglichem Konsum monatlich ein beachtlicher Betrag zusammenkommt.
Doch es ist in jedem Fall Wert, sich für den ökologischen und nachhaltigeren Kaffee zu entscheiden. Die Arbeiter bleiben von Pestiziden verschont, die Ökosysteme im tropischen Bereich bleiben bestehen, und man Konsumiert wieder mit höherem Bewusstsein. Bewusstsein für die Verhältnisse, die Zeit und Pflege, die es braucht, bis wir den Kaffee letztendlich in der Tasse haben. Und man konsumiert mit Respekt für die reichhaltige Umwelt und die Menschen der Region, aus der der Kaffee stammt.
Und so reduziert man seinen Konsum automatisch etwas und kommt vielleicht auch wieder ein Stück zurück dahin, Kaffee als ein Luxusgut in rauen Mengen zu genießen.
Eine Übersicht zu ökologisch wertvolleren Kaffeeanbietern findest du hier:
https://utopia.de/bestenlisten/bio-kaffee-fair-trade-kaffee/

Quellen:
https://www.die-kaffeeseite.de/kaffeeverbrauch.php https://www.drinkomat.de/kaffeeanbau_und_umwelt.html